Preisträger 2019: Joss Turnbull

 

 

Joss Turnbull wird mit dem „Kathrin-Preis / Kathrin Lemke Scholarship for Young Jazz Improvisers“ 2019 ausgezeichnet. Der Preis ist nach der 2016 im Alter von nur 44 Jahren verstorbenen Berliner Jazz- Saxofonistin Kathrin Lemke benannt, die am 27. September 47 Jahre alt geworden wäre.

Gemeinsam mit Kathrin Lemkes Mutter stiftet das Jazzinstitut Darmstadt mit der Zeitschrift JAZZTHETIK in Kooperation mit dem Internetportal jazzpages.de die Auszeichnung, die künftig alle zwei Jahre in Form einer vollfinanzierten, einwöchigen Werkstattphase in Darmstadt gewährt wird.

Die Workshopwoche des ersten Kathrin-Preises findet vom 20. bis 24. Mai 2019 statt. Den Abschluss bildet die offizielle Verleihung während des Preisträgerkonzerts am 24. Mai 2019 in Darmstadt.

Neben Turnbull waren sieben weitere Musikerinnen und Musiker von den Mitgliedern der Jury für den Preis nominiert worden: Natalie Greffel, Erik Leuthäuser, Dominik Mahnig, Philipp Rumsch, Katrin Scherer, Cansu Tanrikulu und Rebekka Salomea Ziegler.

„Das Niveau der eingereichten Ideen war überwältigend! Niemand von uns, weder die Nominierten noch die Jury hatten ja einen Anhaltspunkt für die Kriterien oder Erwartungen für die Vergabe. Die Vielseitigkeit der Projektvorschläge und die kreative Fantasie der jungen Künstlerinnen und Künstler hat die Jury tief beeindruckt.“ Dr. Wolfram Knauer (Juryvorsitzender)

 

Der Preisträger Joss Turnbull: Unterschiedliches vereinen – Gegensätze zulassen

Als der Perkussionist Joss Turnbull in diversen Projekten auf Musiker aus anderen Kulturkreisen traf, stellten sich ihm schnell elementare Fragen: Was kann Musik leisten? Was passiert, wenn unterschiedliche musikalische Traditionen gleichzeitig bestehen? Können sie das überhaupt?

Turnbull machte die Erfahrung, dass man als Musiker zwar oft eine gemeinsame Sprache zu sprechen scheint, dass die kulturelle Bedeutung der musikalischen Idiome je nach Kontext aber sehr verschieden sein kann. In Projekten mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Regionen der Welt merkte er Stimmigkeit genauso wie Spannung: Eine Kommunikation ist möglich, und doch sorgen die biographischen und kulturellen Prägungen der einzelnen Musiker zugleich für eine Fremdheit, die genauso Neugier weckt wie sie eigene Prägungen bewusst macht.

Dieses Spannungsfeld einer improvisatorischen Praxis, die auf ganz verschiedenen Grundlagen basiert, will er in seiner Werkstattwoche in Darmstadt ausloten. Er wird dazu eine Reihe Kolleg/innen einladen, mit ihnen arbeiten, spielen, diskutieren, Gemeinsamkeiten genauso wie Unterschiede erkunden. Am Ende wird ein Konzert stehen, in dem all das, was da eine Woche über verhandelt wurde, hörbar wird: mit Stimmen unterschiedlichster Hintergründe, aber ganz aus dem Geist des Jazz.

In der Offenheit Turnbulls Ansatzes und in seinem Bewusstsein dafür, dass Improvisation den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ vielleicht gar nicht braucht, wenn man die Direktheit und Unmittelbarkeit des Ausdrucks auch im gemeinsamen Zusammenspiel erhalten will, sieht die Jury eine Haltung, für die auch Kathrin Lemke in ihrer Musik immer plädiert hatte. Turnbulls Darmstädter Experiment will erkunden, ob Musik, jenseits von Weltmusik und abseits von exotischen Klischees eine Einheit bildet, ohne ihre Eigenheit zu verlieren. Manchmal versteht man das Fremde eben nur dann, wenn man es gerade nicht „verstehen“ will, sondern die Differenz bewusst zulässt.

Termin: Joss Turnbull wird vom 20. bis zum 24. Mai 2019 in Darmstadt an seinem Projekt arbeiten. Am 24. Mai 2019 wird er bei einem Konzert in Darmstadt offiziell den Kathrin-Preis entgegennehmen.

 

Informationen zum Preisträger

Joss Turnbull studierte 2007 bis 2012 Perkussion für Jazz- und Popularmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Schon vor dem Studium und im Anschluss nahm er Privatunterricht für iranische Perkussion bei Mohammad Reza Mortazavi und Madjid Khaladj. Die Kelchtrommel Tombak stellt seither das Zentrum seiner künstlerischen Arbeit da. Durch den Gebrauch von Präparation und Elektronik verfremdet er den traditionellen Klang seiner Instrumente. Neben einem Studienaufenthalt in Istanbul bereiste er Syrien, Libanon und den Iran, um Eindrücke der verschiedenen Trommel- Traditionen zu sammeln. Sein erstes Solo-Album „Isturnbull“ veröffentlichte er 2013. Es folgten Konzerte als Solist und mit international renommierten Musikern auf dem Shubbak Festival im Londoner Barbican, „Irtijal“ für experimentelle Musik Libanon 2015 in Beirut, Al Hamra Theatre Damascus Syrien, mit Tarek Atouis „Revisting Tarab“ bei Sharjah Art Foundation u.v.m.

Deutschlandradio Kultur hält Turnbull für „einen der spannendsten Perkussionisten seiner Generation“. 2015 erhielt er einen Preis der GBG Mannheim in der Kategorie Solo-Künstler sowie ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.

„Turnbull gilt heute als einer der wichtigsten und experimentierfreudigsten Botschafter einer Mischung aus Jazz, Weltmusik, Improvisation und zeitgenössischer Musik mit den Mittel eines facettenreichen und grenzenlosen Perkussionsspektrums.“ (09.2015 Main-Echo)

 

| www.jossturnbull.de

| https://soundcloud.com/jossturnbull/joss-turnbull-interview (Interview mit dem Deutschlandradio)

 

 

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